Wenn die Entscheidung getroffen wurde E-Gitarre zu spielen, gibt es vieles was man falsch machen kann. In diesem Beitrag möchte ich Tipps geben worauf man achten sollte. Diese Tipps sind für Einsteiger, Eltern die für ihr Kind eine Gitarre kaufen wollen und für alle die schon Erfahrungen gemacht haben.
Preis
E-Gitarren gibt es in einer unfassbaren Preisrange. Die ersten Modelle bekommt man schon für 100 Euro und nach oben hin gibt es fast keine Grenzen. Früher war es so, dass man mit einem höheren Geldeinsatz meist auch das bessere Instrument bekommen hat. Mittlerweile ist es so, dass viele Hersteller auf günstigere Produktionsländer gewechselt haben. Die Qualität ist dann sehr oft nicht viel schlechter als die Gitarre „Made in USA“. Aber da beginnt schon das erste Problem. Man erkennt nicht immer sofort ob eine Kopie dieser Qualität entspricht. Dazu gleich mehr.
Eine Fender Stratocaster (einer der Klassiker) kostet „Made in USA“ so ca. 1700 Euro. Wird diese in Mexiko hergestellt ist diese auch mal ca. 1000 Euro günstiger.
Aber wie viel Geld sollte man nun ausgeben?
Meiner Erfahrung nach bekommt man eine neue E-Gitarre ohne größere Probleme ab ca. 300-500 Euro. Gitarren in unteren Preissegmenten sind meistens nicht so gut verarbeitet. Supermarktgitarren sollten man komplett meiden. Es gilt wie bei allem: Ausnahmen bestätigen die Regel.
Wenn man mehr Geld ausgeben möchte, kann man das tun. ABER: Ein besseres Instrument macht keinen besseren Spieler. Eine 2000 Euro Gitarre nutzt niemanden was, wenn das Hobby dann doch nach kurzer Zeit aufgegeben wird.
Qualität
Für jemanden der schon lange E-Gitarre spielt ist es oftmals leicht diese zu beurteilen. Für einen Laien aber ein Ding der Unmöglichkeit.
Die Qualität lässt sich kaum im Internet bewerten. Also gilt zu aller Erst: Geh in ein Gitarrengeschäft.
Die dortigen Mitarbeiter sind oftmals die besten Ansprechpartner.
Ist keiner verfügbar, ist hier meine Liste der Dinge auf die man achten sollte:
Optik: Achte auf den Lack und alle verbauten Teile. Der Lack sollte keine Kratzer haben, gleichmäßig und an den Kanten sauber verarbeitet sein. Alle Teile sollten ohne Spaltmaße gerade und fest eingebaut sein. Der Hals sollte nicht krumm und schief sein.
Haptik: Eine billige Gitarre fühlt sich oftmals auch billig an. Da auf das Bauchgefühl hören. Mit der Hand über das ganze Instrument gehen und auf scharfe Stellen achten. An jedem Knopf drehen und darauf achten, dass nichts wackelt oder zu schwerfällig/zu leichtgängig geht. Beim bewegen der Gitarre sollte es kein klappern, knarzen oder sonstige Geräusche geben.
Sound: Alle Saiten anschlagen (ohne Verstärker) und drauf achten ob etwas schnarrt oder der Ton dumpf ist. Jeden Bund auf jeder Saite greifen und spielen. Wenn an einer Stelle kein Ton kommt, ist die Gitarre falsch eingestellt.
Dann die Gitarre an einem Verstärker ohne Verzerrung anschließen und auf Surren vom Tonabnehmer oder Störgeräusche beim drehen der Knöpfe achten. Surren heißt z.B., dass die Gitarre nicht gut abgeschirmt ist. Ein Grundgeräusch ist aber nicht unüblich je nach Tonabnehmer (s.u.)
Griffbrett und Hals
Das Griffbrett und der Hals sind der direkteste Kontakt zwischen Spieler und Instrument. Um zu beurteilen ob der Hals einem liegt, sollte man sich Zeit nehmen. Tut die Hand nach kurzer Zeit weh, kann der Grund sein, dass der Hals z.B. zu dick oder zu breit ist. Auf jeden Fall ist es zu empfehlen mehrere Gitarren zu vergleichen und sich die Hälse anzuschauen.
Gewicht
Das Gewicht sagt nicht aus ob eine Gitarre gut oder schlecht ist. Das liegt daran, dass es verschiedene Arten von Holz gibt, oder die Form der Gitarre mehr Material benötigt.
Hier ist es viel entscheidender mit welchem Gewicht man klar kommt. Auch hier verschieden Modelle im direkten Vergleich anschauen und testen.
Modell
Hier eine Liste der Klassiker in ihrer Standard Konfiguration:
In der Grafik oben sind die bekanntesten Modelle und der jeweilige Hersteller. Oftmals zahlt man aber auch für den Namen. Da ist meine Empfehlung auch andere Hersteller in Betracht zu ziehen, die das gleiche Modell bauen. Gute Erfahrungen habe ich gemacht mit (diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und es ist keine Werbung):
– Squier (Tochter von Fender)
– Epiphone (Tochter von Gibson)
– G&L
– LTD (ESP)
– Ibanez
– Yamaha
Tonabnehmer/Pick-Ups
Damit der Ton elektrisch eingefangen werden kann, hat eine Gitarre einen oder mehrere Tonabnehmer. Der Tonabnehmer ist ein wichtiger Faktor für den Klang einer E-Gitarre. Ein Tonabnehmer besteht aus Magneten die von eine Spule aus Draht umgeben sind. Wenn die Saite angeschlagen wird, werden die Magneten in Bewegung gesetzt und erzeugen in der Spule ein Signal, dass in einem Verstärker in eine Ton umgewandelt wird.
Die wichtigsten sind:
Single Coil: Dieser besteht auf einer Reihe und hat man erkennt die sechs Magneten für jede Saite meist sofort. Der Klang lässt sich als eher höhenlastig, scharf und direkt beschreiben. Klanglich erinnert er an eine akustische Stahlsaitengitarre. Single Coils waren die ersten Tonabnehmer. Leider sind diese aufgrund ihres Aufbaus störanfällig und nehmen, neben den Saiten, auch andere elektrische Signale in einem Raum auf. Diese Störgeräusche werden aufgrund des guten Sounds in Kauf genommen und viele Hersteller haben Lösungen entwickelt um diese zu reduzieren.
Humbucker: Ein Humbucker sieht auf wie ein rechteckiger Block. In diesem Block befinden sich zwei Single Coil Tonabnehmer die zusammengeschaltet sind. Dadurch erzeugt dieser einen warmen Sound und Störsignale treten weniger auf. Aus diesem Grund findet man diesen Tonabnehmer in der härteren Musik wieder (Störsignale+Verzerrung=schrecklich).
Zusatz: Aktiv/Passiv: In den modernen Gitarren werden immer häufiger aktive Tonabnehmer eingebaut. Das heißt, in der Gitarre befindet sich eine Batterie die das Signal des Tonabnehmer verstärkt. Der Ton kommt somit direkter (manchmal lauter) und noch weniger mit Störfaktoren aus der Gitarre. Auch hier ist die Anwendung eher in der härteren Musik.
Passiv sind alle Tonabnehmer ohne Batterie. Diese werden dann lieber genutzt wenn die Dynamik der Gitarre eine wichtige Rolle spielt (z.B. im Blues). Im Großteil sind alle Gitarren Passivgitarren.
Emotion
Gerade zum Start habe ich gemerkt, dass eine gut ausgewählte Gitarre die halbe Miete ist. Bei meinen Gitarrenschülern waren die, die sich ihr Instrument selbst aussuchen konnten motivierter, als die Schüler die eine „alte“ Gitarre aus dem Keller „für den Anfang“ bekommen haben. Die erste Gitarre kann man nur einmal kaufen und deswegen sollte alles am Anfang (im Rahmen des Budgets) passen. Ein schlechtes Instrument kann das Hobby schnell zerstören.
Gerade E-Gitarren sind in ihrem Design und Ausstattung sehr vielseitig und jeder ist anders. Wenn bestimmte Komponenten nicht passen, gibt es für viele Modelle auch andere Konfigurationen.
Zum Schluss:
Grundsätzlich sollte man immer das Instrument mit nach Hause nehmen, dass man auch getestet hat. Selbst bei gleichen Baureihen gibt es Unterschiede bei den Instrumenten. Sie bestehen schließlich auch Holz, einen natürlichen Material und können garnicht gleich sein.
Was habe ich vergessen? Gibt es andere Erfahrungen? Schreib mir gerne!
Hier findest du eine Erklärung zu Fachbegriffen: https://chordbrew.de/begriffe/